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17.10.2023

Aus unseren Partnerstädten... 
Was wird aus dem Volkskundemuseum in Schönberg?

Der Inselstadt Ratzeburg sind enge Kontakte zu ihren sieben Partnerstädten ein wichtiges Anliegen. Auch wenn man sich leider viel zu selten persönlich begegnen kann, lässt sich doch über das Netz viel voneinander erfahren, was Châtillon-sur-Seine, Esneux, Schönberg, Sopot, Strängnäs, Ribe und Walcourt gerade bewegt oder was dort bewegt wird. In unsere Partnerstadt Schönberg wird aktuell intensiv über den Fortbestand des Volkskundemusums im Koch‘sches Haus und im Schulzenhof, diskutiert.

Was wird aus dem Volkskundemuseum in Schönberg?

Nach Kündigung des Trägerschaftsvertrages seitens der Stadt Schönberg und dem Weggang des Museumsleiters und Geschäftsführers sieht sich der Verein Volkskundemuseum in Schönberg e.V. gezwungen, den öffentlichen Betrieb einzustellen.

In der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Museumsvereines am 04.10.2023 beschließen die Mitglieder einstimmig, die Museen, Koch‘sches Haus und den Schulzenhof, ab sofort für den öffentlichen Besucherverkehr zu schließen. Hintergrund der Schließung ist die Kündigung des Vertrages über die Trägerschaft durch die Stadt Schönberg, vertreten durch Bürgermeister Korn und den stellv. Bürgermeister Busse zum 31.12.2023. Diesem Vorgang gehen lange Verhandlungen voraus, in denen es neben dem Zuschuss der Stadt an das Museum auch um Kosten der Unterhaltung, den Pachtzins und den Betrieb des Museums geht. Als Eigentümer der Gebäude und der meisten Ausstellungsstücke wollte die Stadt Kosten sparen und alle Gebäudekosten auf den Verein übertragen. „Außerdem wollte die Stadt ein erhebliches Mitspracherecht im Bereich der Sammlung, was zum einen dem autorisierten Sammlungskonzept von Stadt und Verein widerspricht, als eine fachliche Bewertung durch eine Museumsleitung ausschließt“, so Olaf Both, Geschäftsführer des Museums.

Aufgrund der seit Jahren sich vollzogenen Querelen zwischen Stadt und Museumsverein und eines guten Angebotes für eine neue Herausforderung hat sich Olaf Both mit dem Verein geeinigt und verlässt diesen zum 30.11.2023. „Ich habe das Gefühl, dass es dem Bürgermeister auch um meine Person geht. Es ist für mich ein sehr schwerer Schritt, vieles haben wir als Museumsteam in richtige Bahnen geleitet und museologisch aufgearbeitet. Aber irgendwann endet jede Reise. Auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte.“

Annette Behr, Stadtvertreterin der Fraktion der CDU in Schönberg, war bei der Mitgliederversammlung aus eigenem Interesse anwesend. Mit großem Unverständnis nahm sie die Situation auf und sprach sich für den Erhalt des Museums in Trägerschaft des Vereines aus.

Diese Umstände zwingen den Verein in eine Neuordnung. Ein gekündigter Trägerschaftsvertrag und der Verlust des Geschäftsführers als eine tragende Säule und Gesicht des Vereines sind schwere Schläge. Eine Vielzahl von Aufgaben stehen dem Verein und dem Vorstand nun ins Haus. Aufgrund der Kürze der Zeit bis zum Ende der Verträge wird organisatorisch und technisch noch vieles zu erledigen sein. Viele Aufgaben sind zu planen und abzuarbeiten, damit die Übergabe stattfinden kann. „Wir müssen jetzt alle Kraft darauf verwenden, uns auf die neue Situation einzustellen und das Beste daraus zu machen. Leider sehen wir uns damit auch gezwungen, den öffentlichen Besucherverkehr vorerst einzustellen, um die knappen ehrenamtlichen Ressourcen bestens einzusetzen“, so Emanuela Glöde als Vereinsvorsitzende. Außerdem wurde in der Mitgliederversammlung beschlossen, dass der Verein seine Tätigkeit nicht aufgeben wird. Das Bewahren, Sammeln und Erforschen von zum Teil jahrhundertealten Sammlungsstücken sind das, was alle Vereinsmitglieder zusammen gebracht hat. Vielleicht auch nur fast alle – die Stadt Schönberg als Vorstands- und Vereinsmitglied ließ sich kurzfristig wiederholt entschuldigen und entsandte keinen Vertreter zu der Versammlung. Wichtig ist dem Verein noch, dass Führungen, die zugesagt wurden, auch stattfinden. „Das sind wir den Kunden schuldig. Auch werden wir alles daransetzen, dass das Museum mit allen historischen Werten fortgeführt werden kann“, meinte Emanuela Glöde mit emotionaler Stimme und sprach aus dem Herzen der anwesenden Mitglieder. Ebenso werden wissenschaftliche Anfragen weiterhin wie gewohnt bearbeitet und beantwortet.

Dem Verein ist es in den letzten Jahren gelungen, die Mitglieder dessen nicht nur zu halten, sondern auch auszubauen, was nach Aussagen Boths in diesen Zeiten nicht immer einfach ist. Auch zeigte die rege Teilnahme an der Versammlung die Wichtigkeit für die Mitglieder. Neben der Stadt Schönberg sind das Amt Schönberger Land, die Gemeinden Lüdersdorf und Selmsdorf, die Stadt Grevesmühlen, die IAG, die TLB Haustechnik GmbH, SZ-Bau GmbH, der Heimatbund des Fürstentum Ratzeburg e.V., das Diakoniewerk Nord-Nord-Nord, die Mebak Metallbau GmbH sowie die Ärzte Drs. Rehbein & Sommerfeld und Dipl.-Med. Wehrhoff Vereinsmitglieder und waren mit wenigen Ausnahmen zahlreich vertreten. „Es ist für mich ein Unding, dass wir nach zwei Weltkriegen, im zweiten politischen System und in einer Zeit, in der es den meisten Menschen so gut geht wie nie zuvor, anschauen müssen, wie die Geschichte und ehrenamtliches Engagement behandelt wird“, so Ronny Freitag, Geschäftsführer der Mebak. Betrachtet man diese Umstände vor dem Hintergrund, dass in diesem Jahr der Museumsverein sein 20. Jubiläum hat, das Museum seit 120 Jahren existiert und das Schulzenhaus seinen 500. Geburtstag hat, erscheint die gesamte Angelegenheit in einem besonderen Licht.

Einen Lichtblick gab es kurz nach der Mitgliederversammlung, das Amt Schönberger Land wurden durch den Bürgermeister beauftragt, einen gemeinsamen Termin mit Vertretern des Vereins und den Fraktionsvorsitzenden zu terminieren

Quelle: Verein Volkskundemuseum in Schönberg e.V.