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26.01.2018

Einsatzrekord für die 79 Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Ratzeburg

Ratzeburg – Einen Einsatzrekord gab Ratzeburgs Wehrführer Christian Nimtz auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Ratzeburg für die 79 Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Ratzeburg bekannt. Sie absolvierten im vergangenen Jahr ganz genau 400 Einsätze. „Im Jahr zuvor waren es noch 291 gewesen. 400 Einsätze das heißt 1,1 Einsätze täglich. Und das alles ehrenamtlich“, so Nimtz. „Es ist eine gigantische Zahl, die den Kameraden vieles abverlangte, oft den Verzicht auf Freizeit bedeutete und eine extrem hohe persönliche Belastung darstellte. Aber wir haben alle Einsätze gemeistert“, bilanzierte der Wehrführer. 2017 leistete die Feuerwehr Ratzeburg somit kreisweit die meisten Einsätze und das nicht nur in der Kreisstadt, sondern quer durch das Herzogtum, von Groß Sarau bis Lauenburg.

Einige Einsätze blieben den Rettern in besonderer Erinnerung. So unternahm vor ihren Augen ein Mann einen Selbstmordversuch, allen Bemühungen zum Trotz starb die Frau eines Einhäuser Kameraden bei einem Unfall auf der B 207. Nimtz: „Wir hatten es fast ein Jahr lang bis September mit einem Brandstifter zu tun, der uns und die Polizei ordentlich auf Trap gehalten hat. Waren es anfangs Papiertonnen, so nahmen die Einsätze deutlich sichtbar an Brisanz zu. Am Ende hatten wir über 13 Brände im Stadtgebiet registriert, die die Polizei dem Verdächtigen vorwirft“, sagte Nimtz. Auch die durch Unwetter bedingten nahmen deutlich zu, neben Dauerregen tobten auch die Stürme Sebastian, Xavier, Axel und Herwart. Nimtz: „Bei unseren Einsätzen konnten wir 113 Personen retten und versorgen, sieben Mal war der Tod leider schneller als wir und jede Hilfe kam hier zu spät.“

Aufgrund der drastischen Entwicklung der Einsatzzahlen mahnte der Feuerwehrchef an, dass sich alle Verantwortlichen in der Kommunalpolitik und in der Stadtverwaltung im klaren sein müssten, was die Feuerwehr ehrenamtlich leistet. „Wir müssen unsere vorhandene Ausrüstung auf aktuellstem Stand halten, in neue und zeitgemäße Gerätschaften investieren und den Kameraden die Chance geben, an Weiterbildungen und externen Lehrgängen teilzunehmen“, forderte Nimtz. Nur so könne die Sicherheit in Ratzeburg weiterhin hoch gehalten werden.

Auf Dauer sei die hohe Einsatzbelastung von den aktuell 79 Einsatzkräften allerdings nicht zu tragen. Deshalb richtete Nimtz einen Appell an die Gäste. Mitgliederwerbung sei nicht nur Aufgabe der Feuerwehr. Der Wehrführer dankte ausdrücklich allen Arbeitgebern, die ihre Mitarbeiter für Einsätze freistellen. Gerade um die Tagesverfügbarkeit der Retter zu erhöhen, forderte Nimtz, dass auch die Stadtverwaltung voranging Personal einstelle, dass in Ratzeburg wohnt, lebt und ehrenamtlich in der Feuerwehr tätig ist.

Mit Blick auf den Fuhrpark zeigte sich Nimtz relativ zufrieden. Zwar konnte vor allem durch das persönliche Engagement des Fördervereinsvorsitzenden Erhard Riß und des Ehrengemeindewehrführers Michael Dawert ein Mannschaftswagen hauptsächlich durch Spenden finanziert werden, doch der erhoffte neue Kommandowagen fiel den knappen Finanzmitteln der Stadt zum Opfer. Als Ersatz für einen Mercedes wurde ein gebrauchter VW Bus beschafft – beides waren einmal Notarzteinsatzfahrzeuge. „Für die nötige Ersatzbeschaffung unseres alten Tanklöschfahrzeugs haben wir eine Fachgruppe gegründet, die bereits mit ihrer Arbeit begonnen und die ersten Termine mit den Herstellern hatte“, berichtete Nimtz. Bald wird das erste Vorführfahrzeug zu Besuch sein. Es soll ein schlagkräftiges Löschgruppenfahrzeug mit einem extra großen Wassertank werden, wie es vergleichbar auch Schwarzenbek und Lauenburg bereits bestellt haben. Das Fahrzeug wird etwa 430.000 Euro kosten. Nimtz kündigte außerdem an, dass das alte Löschgruppenfahrzeug früher als erwartet nicht erst 2023 ersetzt werden müsse.

Ende diesen Jahres und Anfang 2019 werden die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ratzeburg innerhalb von acht Wochen neu eigekleidet. Die zukünftige Schutzausrüstung wird rot sein. „Um eine Dekontaminationsverschleppung weiter zu verhindern, werden wir einheitliche Tagesdienstkleidung beschaffen. Das dient auch dem Gesundheitsschutz der Einsatzkräfte“, sagt Nimtz. 200.000 Euro lässt sich die Stadt die Bekleidung insgesamt kosten.

In den kommenden Tagen wird die Stadt die Stelle einen feuerwehrtechnischen Mitarbeiters ausschreiben, der sich um Verwaltungsaufgaben kümmern soll. „Die Bürokratie im Bereich der Feuerwehr nimmt enorm zu und die Pflege und Wartung der technischen Ausrüstung kostet sehr viel Zeit“, sagt Nimtz. Seit einigen Jahren gibt es mit Gerätewart Ralf Glanzow einen Angestellten für die Feuerwehr. Nimtz: „Die zusätzliche Stelle wird uns einen wesentlichen Schritt nach vorne bringen, dennoch gibt es Bedarf für 1,9 weitere Stellen bei der Feuerwehr.“

Ehrungen und Beförderungen

Laura Werner, Simon Seifert und Hannes Weber wurden während der Versammlung in die Einsatzabteilung übernommen.

Befördert wurden Leif- Eric Hansen (Oberfeuerwehrmann), Heiko Reinhardt (Hauptfeuerwehrmann 3 Sterne), Andrzej Kusz (Löschmeister), Maximilian Ruth (Oberlöschmeister), Fin Hilgert und Christian Nimtz (Brandmeister).

Geehrt wurden Lara Niemeyer (10 Jahre), Hanno Greßmann, Torsten Hagemann, Michael Meßfeldt, Andre Mollenhauer, Rene Neumann, Sebastian Petster und Heiko Reinhardt (20 Jahre), Werner Gäbel (25 Jahre), Markus Bobrowski, Ralf Glanzow und Karl-Wilhelm Nehls (30 Jahre).