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10.12.2017

Archivale 02/2017 - Der Buchhandel in Ratzeburg

In der Reihe „Archivale des Monats“ werden seit 2009 ausgewählte Stücke aus dem Stadtarchiv Ratzeburg vorgestellt. Ein Archivale (Plural: „Archivalien“) ist eine im Archiv aufbewahrte Unterlage. Archivalien sind Unikate (Einzelstücke), sie sind als Originale also nur einmal vorhanden.

Das Stadtarchiv Ratzeburg bewahrt neben solchen Archivalien im engeren Sinne allerdings auch andere Zeugnisse aus der Vergangenheit der Stadt auf. So befinden sich in der Archivbibliothek und im Sammlungsbestand zahlreiche interessante Stücke, die ebenfalls in dieser Reihe präsentiert werden. Ergänzt wird diese Reihe durch Beiträge geschichtsinteressierter Bürger, die eigene Bilder, Dokumente oder Erinnerungen beisteuern können.

Das Stadtarchiv Ratzeburg möchte auf diesem Wege möglichst vielen Interessierten besondere Einblicke in den Archivbestand ermöglichen und gleichzeitig, Anregungen zu eigener Beschäftigung mit der Geschichte unserer Stadt geben.

Archivale 02/2017 - Der Buchhandel in Ratzeburg

In einer Stadt wie Ratzeburg, deren Leben und Geschichte durch Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen sowie kirchliche Institutionen stark geprägt worden ist, spielte der Buchhandel fast selbstverständlich eine wichtige Rolle.

Über den Buchhandel in Ratzeburg ist in der Stadtchronik (hrsg. Von Dr. L. Hellwig, Ratzeburg, 2. Aufl. 1929) zu lesen:

„Es hatte wohl inneren Zusammenhang mit der Gründung der neuen Gelehrtenschule, dass sich Michaelis 1846 ein wirklicher Buchhändler in Ratzeburg niederließ. Bisher hatten die Buchbinder Caller und Thonagel Bücher besorgt und Kalender und Almanachs sogar auf Lager gehabt. Der neue Buchhändler gab sogleich umfangreiche Beilagen zur Zeitung, in denen er die neuesten Werke der Literatur und Kartographie bekannt machte und empfahl, errichtete Lesezirkel der verschiedensten Art, sogar fachwissenschaftliche, und legte eine Leihbibliothek an, aus welcher die Räuberromane verbannt waren und die dem guten Geschmacke dienen sollte. Auch war er nicht abgeneigt, kleine Broschüren, die hiesige Honoratioren zu Verfassern hatten, zu verlegen. Er selbst warf sich bald mit großem Eifer auf das Studium der Einrichtungen und Zustände im Herzogtum Lauenburg und machte sich verdient durch Herausgabe eines kleineren und größeren Hand- und Adressbuchs, sowie einer Gesetzsammlung […] Linsen starb 1871.“

Linsens Geschäft wurde eine Zeitlang durch die Grautoffsche Buchhandlung in Lübeck weitergeführt. Schon seit 1867 hatte sich aber in Ratzeburg ein Konkurrent etabliert, der Buchhändler Max Schmidt, dem es gelang Linsens Gesamtverlag an sich zu bringen. Max Schmidt hatte 1867 das Haus in der Herrenstraße 10 erworben und im selben Jahr auch die Konzession zur Errichtung einer Buchhandlung in Ratzeburg erhalten. Max Schmidt hat sich intensiv mit der lauenburgischen Geschichte beschäftigt und sich auch einen Ruf als Numismatiker erworben.

Archivale 02/2017 - Der Buchhandel in Ratzeburg

Er und seine Nachfolger zeigten ihre Verbundenheit mit der Stadt und der Region auch durch ihr verlegerisches Engagement. Zahlreiche Bücher zur Stadt- und Kreisgeschichte sind hier im Laufe der anderthalb Jahrhunderte herausgegeben worden. So erschien 1910 die von Prof. Dr. Louis Hellwig herausgegebene Chronik der Stadt Ratzeburg im Verlag von Gerhard Schetelig.

Auf den Gründer Max Schmidt folgten später die Buchhändler Gerhard Schetelig, Friedrich Kutscher, Arno Bergner und Harald Weber.



Bemerkenswert ist die Kontinuität, die der Buchhandel in der Inselstadt aufweist. Die heutige Buchhandlung Weber konnte vor kurzem ihr 150-jähriges Jubiläum feiern.