Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 5)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Heinrich der Löwe und Bismarck"
Wir spazieren vom Polizeirevier in Richtung Marktplatz. Dort können wir zwei weitere Arbeiten von Karlheinz Goedtke in der Eingangshalle des Alten Kreishauses entdecken. Es sind die Porträts von Heinrich dem Löwen und Otto von Bismarck. Die Bronzeköpfe wurden 1956 geschaffen (Werkverzeichnis Nr. 38 und 39). Beide Persönlichkeiten haben eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Herzogtums Lauenburg gespielt.
Auch die kleinen Pferdeköpfe an den Handläufen des Geländers an der in das Alte Kreishaus führenden Treppe stammen von Karlheinz Goedtke.
"Der Taschenmann" und "Aufsteigende Vogelschwarm"
Ein weiteres Werk von Karlheinz Goedtke steht seit vielen Jahren vor dem Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse am Markt, an der Einmündung der Domstraße. 1957 wurde die Bronzefigur aufgestellt, die eine Höhe von 170 cm misst (Werkverzeichnis Nr. 52). Der Taschenmann kehrt seine leeren Hosentaschen nach außen – Geld hat er offensichtlich keins, aber sein Gesichtsausdruck verrät, dass er sich deshalb keine besonderen Sorgen macht. Er wirkt eher heiter und regt den aufmerksamen Betrachter zu Spekulationen darüber an, was er wohl vor einer Sparkasse zu suchen hat.
Ursprünglich hatte die Figur in Höhe des ersten Stockwerks der Hauptverwaltungsgebäudes der Kreissparkasse gestanden. Nach der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes wurde die Bronze-Plastik Anfang Oktober 1977 vor den Haupteingang der Kreissparkasse aufgestellt.
Hinter dem Gebäude, zur Brauerstraße hin, stand eine weitere Arbeit Goedtkes, der "Aufsteigende Vogelschwarm". Dieses Werk wurde nach Mölln versetzt, wo es jetzt in der Grünanlage an der Wassertorbrücke zu bewundern ist.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 6)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"A. Paul Weber" (Bronzebüste)
Wir gehen vom Marktplatz durch die Domstraße zur Domhalbinsel und treffen gleich zu Beginn auf einen Künstler ersten Ranges. Es ist A. Paul Weber, dem berühmten Lithografen. Ihm ist in Ratzeburg ein ganzes Museum gewidmet. Eine Porträtbüste des Künstlers A. Paul Weber findet sich im Eingangsbereich des A. Paul Weber-Museums. Sie wurde 1960 von Karlheinz Goedtke gestaltet (Werkverzeichnis 65, auch in der Gemeinschaftsschule Mölln 1981).
Das A. Paul Weber-Museum wurde im Jahre 1973, also noch zu Lebzeiten des 1980 verstorbenen Künstlers von Bundespräsident Gustav Heinemann durch den Kreis Herzogtum Lauenburg eröffnet. Weber hat sich dem Haus sehr verbunden gefühlt und an der Renovierung und Ausgestaltung des historischen Baues intensiv mitgewirkt. Im Dachgeschoss wurde ihm ein eigenes Atelier eingerichtet, das er aber nur selten nutzte. Das Museum bietet viele Einblicke in das künstlerische Wirken von A. Paul Weber, stellt aber auch in wiederkehrenden Sonderausstellungen die Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler vor.
"Fischotter"
Vom A. Paul Weber-Museum zu dem im August 1980 eingeweihten Städtischen Kindergarten (Domhof 35-36) ist es nicht weit. Dort ist Hans-Werner Köneckes Fischotter zu finden. Die Bronzeplastik wurde 1980 geschaffen. Der Otter, der neugierig in die Umgebung schaut, hält einen Fisch gefangen. Der Findling, auf dem die Fischerotter steht ist 15 Tonnen schwer und wurde mit einem Spezialkran aus der Mustiner Feldmark vor dem neuen Gebäude abgesetzt.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 5)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Heinrich der Löwe und Bismarck"
Wir spazieren vom Polizeirevier in Richtung Marktplatz. Dort können wir zwei weitere Arbeiten von Karlheinz Goedtke in der Eingangshalle des Alten Kreishauses entdecken. Es sind die Porträts von Heinrich dem Löwen und Otto von Bismarck. Die Bronzeköpfe wurden 1956 geschaffen (Werkverzeichnis Nr. 38 und 39). Beide Persönlichkeiten haben eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Herzogtums Lauenburg gespielt.
Auch die kleinen Pferdeköpfe an den Handläufen des Geländers an der in das Alte Kreishaus führenden Treppe stammen von Karlheinz Goedtke.
"Der Taschenmann" und "Aufsteigende Vogelschwarm"
Ein weiteres Werk von Karlheinz Goedtke steht seit vielen Jahren vor dem Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse am Markt, an der Einmündung der Domstraße. 1957 wurde die Bronzefigur aufgestellt, die eine Höhe von 170 cm misst (Werkverzeichnis Nr. 52). Der Taschenmann kehrt seine leeren Hosentaschen nach außen – Geld hat er offensichtlich keins, aber sein Gesichtsausdruck verrät, dass er sich deshalb keine besonderen Sorgen macht. Er wirkt eher heiter und regt den aufmerksamen Betrachter zu Spekulationen darüber an, was er wohl vor einer Sparkasse zu suchen hat.
Ursprünglich hatte die Figur in Höhe des ersten Stockwerks der Hauptverwaltungsgebäudes der Kreissparkasse gestanden. Nach der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes wurde die Bronze-Plastik Anfang Oktober 1977 vor den Haupteingang der Kreissparkasse aufgestellt.
Hinter dem Gebäude, zur Brauerstraße hin, stand eine weitere Arbeit Goedtkes, der "Aufsteigende Vogelschwarm". Dieses Werk wurde nach Mölln versetzt, wo es jetzt in der Grünanlage an der Wassertorbrücke zu bewundern ist.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 7)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Löwenstandbild"
Das weithin sichtbare Löwenstandbild vor dem Dom ist wohl das bekannteste Kunstwerk der Stadt. Der bronzene Löwe ist eine Kopie des Braunschweiger Löwen, der 1166 von einem unbekannten Künstler geschaffen wurde. Der Braunschweiger Löwe ist die älteste Großplastik des Mittelalters nördlich der Alpen und der erste größere figürliche Hohlguss seit der Antike. Das Braunschweiger Vorbild wiegt 880 kg, hat eine Höhe von 1,78 m und eine Länge von 2,79 m. Die Ratzeburger Kopie stammt aus dem Jahr 1881. Weitere Kopien befinden sich vor den anderen von Heinrich dem Löwen gestifteten Dombauten in Lübeck und Schwerin.
Der Ratzeburger Dom, der um die Mitte des 19. Jahrhundert sehr baufällig geworden war, wurde 1876 umfangreich restauriert. Am 26. Juni 1881 konnte der Dom nach über fünfjähriger Bauzeit im Beisein des Großherzogs Friedrich-Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz und seiner Gemahlin Augusta Caroline wieder eingeweiht werden. Dies war offensichtlich der Anlass für die Großherzogin, sich bei ihrem Vetter, Herzog Wilhelm von Braunschweig, um einen Abguss des Braunschweiger Löwen zu bemühen. (Die Großherzogin war die älteste Tochter des Herzogs Adolf Friedrich von Cambridge, seinerseits jüngster Sohn des Königs Georg III. von Großbritannien)
Dieser Braunschweiger Löwe auf dem Burgplatz vor der Burg Dankwarderode und dem Braunschweiger Dom wurde 1166 durch Heinrich den Löwen errichtet. Der Burglöwe steht dort auf einem 5,20 m hohen steinernen Sockel. Dieser Löwe ist nicht nur das Wappentier der Welfen, sondern vor allem das Zeichen von Herzog Heinrich dem Löwen, Ausdruck seines Macht- und Herrschaftswillens – ein eindrucksvolles Symbol für Mut, Kraft und Entschlossenheit.
In der abendländischen Kunst wird die besondere Stellung dieses Denkmals betont – es sei – wie Walter Pinder schreibt – seit der Antike „die erste monumentale Freifigur des Mittelalters“. Künstler und Werkstatt sind nicht bekannt, es wird aber vermutet, dass das Löwendenkmal im Braunschweiger Raum entstanden ist.
Von diesem Original wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Abgüsse hergestellt. Der Ratzeburger Löwe ist der erste Bronzeabguss des Braunschweiger Originals. Der Herzog von Braunschweig ging 1883 auf die Bitte seiner Cousine ein und ließ den Erzgießer Hermann Howaldt in Braunschweig, eine genaue Kopie des Braunschweiger Löwen herzustellen, die im August 1883 fertiggestellt war, am 5. September ging der Löwe auf die Reise nach Ratzeburg, wo er „vor dem südlichen Portale“ des Domes aufgestellt wurde.
Sehr bald, ein genaues Datum ist nicht bekannt, wurde der Löwe umgesetzt und in der Domvorhalle aufgestellt – auf einem 1,50 m hohen Sockel, dem Eintretenden zugekehrt.
Die Sockelinschrift:
„Nach Wiederherstellung des Domes in seiner ursprünglichen Reinheit A. D. 1881 unter der Regierung Großherzogs Friedrich Wilhelms von Mecklenburg-Strelitz, Ihres Gemahls, hat Augusta Caroline Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz, Prinzessin von Großbritannien, Irland und Hannover, diesen Löwen, ein Geschenk ihres Vetters Wilhelm, Herzogs von Braunschweig, derzeitigen Hauptes des Geschlechtes der Welfen, hier aufrichten lassen zur Ehre und zum Andenken an den gemeinsamen großen Ahnherrn, Heinrich den Löwen, welcher A. D. 1158 das Bistum Ratzeburg gestiftet und diesen Dom hat erbauen lassen.“
Links und rechts der Inschrift sind die Wappen von Mecklenburg und Großbritannien dargestellt.
Der Plan einer Aufstellung im Klosterinnenhof wurde vom Großherzog abgelehnt, da der Löwe dort „völlig versteckt und dem Publikum unzugänglich sein würde.“ Tatsächlich wurde der Löwe erst zehn Jahre nach dem Brand umgesetzt, nämlich im Jahr 1903, als die „Vorhalle zu gottesdienstlichem Gebrauch in der Winterzeit hergerichtet wurde“. (Aufzeichnungen von Pastor Rußwurm)
Die Neuaufstellung erfolgte im Oktober 1903, am 6. Dezember 1903 wurde die Domvorhalle als Winterkirche in Gebrauch genommen. Vorgeschlagen wurde die Aufstellung am heutigen Platz sowie eine entsprechende Herrichtung der Terrasse und der Einfriedigungsmauer. Die Entscheidung für die West- bzw. Ostausrichtung wurde durch die Lesbarkeit der Erläuterungstafel und die Sichtbarkeit der Wappen bestimmt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche Kirchenglocken und Kunstgegenstände eingeschmolzen. Der Ratzeburger Löwe aber überlebt das Dritte Reich. –Domprobst Hans-Henning Schreiber machte sich in einem Schreiben an den Oberkirchenrat für das Standbild stark und argumentiert, es handele sich um „ein gewaltiges Sinnbild der geschichtlichen Entwicklung des Deutschtums im Ratzeburger Land […] den deutschen Männern und Frauen, welche in stets wachsender Zahl den Domhof besuchen, kündet er eindringlich von den Kämpfen deutscher Männer gegen slawischen Osten für die Herrlichkeit des Reiches, von Kämpfen, wie sie in den Tagen der Gegenwart wieder die große Aufgabe unseres deutschen Volkes geworden sind.“ (bei Steffen S. 25)
"Bettler auf Krücken"
Auch der Ratzeburger Dom birgt viele Kunstschätze. Eines davon ist im Innenhof des Domklosters zu finden. Es ist der "Bettler auf Krücken", ein Werk von Ernst Barlach. Es wurde 28. April 1979 aufgestellt. Die rund 2,26 Meter hohe und ca. 220 Kilogramm schwere Figur war ein Geschenk von Nikolaus Barlach, dem Sohn des Künstlers, an den Verein der Freunde des Ratzeburger Doms. Ausgeführt wurde der Bronzeguss durch die Berliner Gießerei Hermann Noack. Nikolaus Barlach wurde als Dank für diese Spende die Ehrenmitgliedschaft des Vereins verliehen.
Der "Bettler" wurde 1930 von Ernst Barlach für das Figurenensemble "Gemeinschaft der Heiligen" an der Westfassade der Lübecker Katharinenkirche geschaffen, ein Projekt, das der Lübecker Museumsdirektor Carl Georg Heise angeregt hatte. Bis 1933 waren drei Klinker-Statuen fertiggestellt. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten gelang es Heise, die Figuren zu verstecken, sodass sie 1947 wieder aufgestellt werden konnten. Ein weiteres Exemplar befindet sich heute im Busch-Reisinger-Museum in Cambridge/ Massachusetts. (Literatur: Uwe Steffen: Der Bettler von Ernst Barlach, in: Lauenburgische Heimat N.F. Heft 169, 2005, S. 3-8.)
Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein „Vaterhaus“ betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als “entartet” verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
"Katze"
Auf dem Weg zurück zum Rathaus gibt es noch eine weitere Bronzeplastik von Karlheinz Goedtke zu entdecken. Sie liegt etwas versteckt. Vom Domhof muss man links in die Kleine Kreuzstraße einbiegen, in Richtung 'Süßer Grund'. Auf halber Höhe geht rechter Hand ein kleiner, öffentlicher Gang vom Weg ab. Dort wartet eine Katze mit taxierendem Blick (Werkverzeichnis 342). Fühlt sie sich durch unseren Besuch gestört? Die Katze ist ein Werk Goedtkes aus dem Jahr 1982.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 5)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Heinrich der Löwe und Bismarck"
Wir spazieren vom Polizeirevier in Richtung Marktplatz. Dort können wir zwei weitere Arbeiten von Karlheinz Goedtke in der Eingangshalle des Alten Kreishauses entdecken. Es sind die Porträts von Heinrich dem Löwen und Otto von Bismarck. Die Bronzeköpfe wurden 1956 geschaffen (Werkverzeichnis Nr. 38 und 39). Beide Persönlichkeiten haben eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Herzogtums Lauenburg gespielt.
Auch die kleinen Pferdeköpfe an den Handläufen des Geländers an der in das Alte Kreishaus führenden Treppe stammen von Karlheinz Goedtke.
"Der Taschenmann" und "Aufsteigende Vogelschwarm"
Ein weiteres Werk von Karlheinz Goedtke steht seit vielen Jahren vor dem Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse am Markt, an der Einmündung der Domstraße. 1957 wurde die Bronzefigur aufgestellt, die eine Höhe von 170 cm misst (Werkverzeichnis Nr. 52). Der Taschenmann kehrt seine leeren Hosentaschen nach außen – Geld hat er offensichtlich keins, aber sein Gesichtsausdruck verrät, dass er sich deshalb keine besonderen Sorgen macht. Er wirkt eher heiter und regt den aufmerksamen Betrachter zu Spekulationen darüber an, was er wohl vor einer Sparkasse zu suchen hat.
Ursprünglich hatte die Figur in Höhe des ersten Stockwerks der Hauptverwaltungsgebäudes der Kreissparkasse gestanden. Nach der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes wurde die Bronze-Plastik Anfang Oktober 1977 vor den Haupteingang der Kreissparkasse aufgestellt.
Hinter dem Gebäude, zur Brauerstraße hin, stand eine weitere Arbeit Goedtkes, der "Aufsteigende Vogelschwarm". Dieses Werk wurde nach Mölln versetzt, wo es jetzt in der Grünanlage an der Wassertorbrücke zu bewundern ist.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
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In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 6)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"A. Paul Weber" (Bronzebüste)
Wir gehen vom Marktplatz durch die Domstraße zur Domhalbinsel und treffen gleich zu Beginn auf einen Künstler ersten Ranges. Es ist A. Paul Weber, dem berühmten Lithografen. Ihm ist in Ratzeburg ein ganzes Museum gewidmet. Eine Porträtbüste des Künstlers A. Paul Weber findet sich im Eingangsbereich des A. Paul Weber-Museums. Sie wurde 1960 von Karlheinz Goedtke gestaltet (Werkverzeichnis 65, auch in der Gemeinschaftsschule Mölln 1981).
Das A. Paul Weber-Museum wurde im Jahre 1973, also noch zu Lebzeiten des 1980 verstorbenen Künstlers von Bundespräsident Gustav Heinemann durch den Kreis Herzogtum Lauenburg eröffnet. Weber hat sich dem Haus sehr verbunden gefühlt und an der Renovierung und Ausgestaltung des historischen Baues intensiv mitgewirkt. Im Dachgeschoss wurde ihm ein eigenes Atelier eingerichtet, das er aber nur selten nutzte. Das Museum bietet viele Einblicke in das künstlerische Wirken von A. Paul Weber, stellt aber auch in wiederkehrenden Sonderausstellungen die Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler vor.
"Fischotter"
Vom A. Paul Weber-Museum zu dem im August 1980 eingeweihten Städtischen Kindergarten (Domhof 35-36) ist es nicht weit. Dort ist Hans-Werner Köneckes Fischotter zu finden. Die Bronzeplastik wurde 1980 geschaffen. Der Otter, der neugierig in die Umgebung schaut, hält einen Fisch gefangen. Der Findling, auf dem die Fischerotter steht ist 15 Tonnen schwer und wurde mit einem Spezialkran aus der Mustiner Feldmark vor dem neuen Gebäude abgesetzt.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 5)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Heinrich der Löwe und Bismarck"
Wir spazieren vom Polizeirevier in Richtung Marktplatz. Dort können wir zwei weitere Arbeiten von Karlheinz Goedtke in der Eingangshalle des Alten Kreishauses entdecken. Es sind die Porträts von Heinrich dem Löwen und Otto von Bismarck. Die Bronzeköpfe wurden 1956 geschaffen (Werkverzeichnis Nr. 38 und 39). Beide Persönlichkeiten haben eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Herzogtums Lauenburg gespielt.
Auch die kleinen Pferdeköpfe an den Handläufen des Geländers an der in das Alte Kreishaus führenden Treppe stammen von Karlheinz Goedtke.
"Der Taschenmann" und "Aufsteigende Vogelschwarm"
Ein weiteres Werk von Karlheinz Goedtke steht seit vielen Jahren vor dem Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse am Markt, an der Einmündung der Domstraße. 1957 wurde die Bronzefigur aufgestellt, die eine Höhe von 170 cm misst (Werkverzeichnis Nr. 52). Der Taschenmann kehrt seine leeren Hosentaschen nach außen – Geld hat er offensichtlich keins, aber sein Gesichtsausdruck verrät, dass er sich deshalb keine besonderen Sorgen macht. Er wirkt eher heiter und regt den aufmerksamen Betrachter zu Spekulationen darüber an, was er wohl vor einer Sparkasse zu suchen hat.
Ursprünglich hatte die Figur in Höhe des ersten Stockwerks der Hauptverwaltungsgebäudes der Kreissparkasse gestanden. Nach der Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes wurde die Bronze-Plastik Anfang Oktober 1977 vor den Haupteingang der Kreissparkasse aufgestellt.
Hinter dem Gebäude, zur Brauerstraße hin, stand eine weitere Arbeit Goedtkes, der "Aufsteigende Vogelschwarm". Dieses Werk wurde nach Mölln versetzt, wo es jetzt in der Grünanlage an der Wassertorbrücke zu bewundern ist.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 4)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Die Welle"
Von der Barlachstraße gehen wir wieder bergab, queren die Schulstraße und gehen durch die Marienstraße in den Ratzeburger Kurpark. Dort gehen wir in Richtung des 'Aqua Siwa'. Dort treffen wir rechter Hand im Gras auf ein kleines, fast unscheinbare Kunstwerk, dass selbst schon gewandert ist. Für das am 19. Oktober 1973 neu eröffnete Mineralwasser-Hallenbad "Aqua Siwa" schuf Hans-Werner Könecke die flache, abstrakt gehaltene Skulptur "Die Welle". Lange Zeit war dieses Kunstwerk in Vergessenheit geraten, ehe es mit Unterstützung des Rotary Clubs im Jahr 2013 im Kurpark gegenüber vom ehemaligen Stadtbahnhof wieder aufgestellt wurde.
Hans-Werner Könecke, geboren 1940, kam in der Jugend in Mölln zur Bildhauerei. Er arbeitet in seinen Ateliers in Mölln und Reinbek. Seine Skulpturen sind aus Holz und aus Bronze. Hans-Werner Könecke hat zahlreiche Tierplastiken geschaffen, die im öffentlichen Raum zu sehen sind (u.a. in Schwerin, Norderstedt, Verden, Eckernförde und Hamburg).
"Der zufriedene Bürger"
Vom Kreisgesundheitsamt gehen wir wieder bergab zur Schulstraße und folgen dieser in Richtung Ratzeburger Vorstadt. Vor uns taucht das Burgtheater auf und direkt gegenüber ein weiteres Verwaltungsgebäude. Dort sitzt die Verwaltung des Amtes Lauenburgsiche Seen und dafor steht der "Der zufriedene Bürger". So lautet der Arbeitstitel für die Plastik, die vor dem Amt Lauenburgische Seen (früher: Amt Ratzeburg-Land, Fünfhausen 1) aufgestellt wurde. Diese Arbeit der Lübecker Bildhauerin Ingeborg Bukor, die in der St. Annen-Straße ihr Atelier hatte, entstand im Rahmen des Umbaus der Amtsverwaltung als "Kunst am Bau". An der Ausschreibung hatte sich auch der Alt-Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke mit einer Tiergruppe und die Hamfelder Künstlerin Frauke Wehberg beteiligt. Die Entscheidung zugunsten der Arbeit Ingeborg Bukors fiel am 13. Juni 1983.
Die Figur aus Kalkstein (Thüster Stein vom Ith) sollte ursprünglich eine Höhe von 1,50 m haben, man einigte sich dann auf eine Höhe von 1,70 m. Das Honorar betrug 18.000 DM. Ursprünglich wurde der "zufriedene Bürger" (I. Bukor nennt ihn in einem Schreiben auch "Ein Mensch wie du und ich") auf einem Sockel am neugestalteten, nach Osten liegenden Eingangsportal der Amtsverwaltung aufgestellt. Schnell bekam die Figur, die ihren Blick nach Osten richtete den Namen "Walter Ulbricht", nach dem ehemaligen Staatsoberhaupt der DDR.
Als im Sommer 1997 der Eingang des Amtsgebäudes nach Süden verlegt wurde, brachte man die ungeliebte Figur vorübergehend im Dorfgemeinschaftshaus in Bäk unter. Auf Nachfrage von Bürgern stellte man den „zufriedenen Bürger“ schließlich am heutigen Ort neben der Amtsverwaltung wieder auf.
Ingeborg Bukor, geboren am 10. Januar 1926 in Wien, begann 1948 ein Studium der Freien und angewandten Plastik an der Folkwang-Werkkunstschule in Essen. Ihre erste große Steinfigur fertigt sie 1961. Danach folgten weitere Aufträge im Rahmen von "Kunst am Bau". Bukor arbeitete auch als Illustratorin. Sie verstarb am 19. Januar 1986 in Lübeck.
"Aufklärung"
Vom Amtsgebäude folgen wir der Seestraße weiter in Richtung Vorstadt. Nach einer langgezogenen Linkskurve taucht linker Hand das Polizeirevier (Seestraße 12) auf. Vor dem Neubau wurde 1990 ein Kunstwerk aufgestellt, das die Künstlerin Jutta Reichelt-Feigel aus Neumünster geschaffen hat. Das in Bronze gegossene, dreiteilige Kunstwerk versteht sich als Umsetzung des Begriffs "Aufklärung", worin die Künstlerin einen wesentlichen Teil der Polizeiarbeit sieht. Die Künstlerin erläuterte ihre Arbeit so: „Eine menschliche Figur dreht sich langsam aus dem Sockel heraus ans Licht. Dabei […] werde erst nach und nach deutlich, was sich hinter der ersten sichtbaren Figur verberge.“ (Lübecker Nachrichten vom 9.6. 1990)
Wenn man in der größten der drei Figuren den Torso einer sitzenden Frau erkannt hat, erschließen sich auch die beiden anderen Figuren. Das erste Element zeigt ein stilisiertes Knie, das zweite Rücken und Schultern. Alle drei Figuren können also als eine allmähliche Entfaltung und Drehung ins Licht interpretiert werden.
Jutta Reichelt-Feigel, geboren 1955 in Gifhorn, studierte 1975-1981 Bildhauerei an der Muthesius-Schule in Kiel. Sie ist seither als freischaffende Bildhauerin in Boklund bei Owschlag tätig.
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 1)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Ratzeburger Dom"
Wir beginnen unseren Kunstspaziergang im Ratzeburger Rathaus. Dort müssen wir in die erste Etage, dann links und bis zur farbenfrohen Fensterfront mit den Wappen von Ratzeburgs Partnerstädten. Dort fällt linker Hand der Blick auf ein Bild. Es zeigt den Ratzeburger Dom und ist eine Schenkung des Kunstpädagogen und Malers Prof. Dr. Hans Meyers an die Stadt Ratzeburg zum 950-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2012.
Prof. Dr. Hans Meyers, geboren am 10. Juli 1912 in Düsseldorf, war ein deutscher Künstler und Autor mehrerer fachdidaktischer Publikationen. Er studierte von 1931 bis 1935 an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Paul Klee (Malerei) und bei Hubert Netzer (Bildhauerei), mit dem Abschluss des künstlerischen Staatsexamens. Danach nahm er ein Lehramt an und übernahm die Ausbildung von Kunstpädagogen. Ab 1949 lebte er in Darmstadt. Von 1948 bis 1960 war er Dozent, unter anderem am damaligen Pädagogischen Fachinstitut Jugenheim und von 1962 bis 1992 Professor für Bildende Kunst und für Kunstdidaktik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Hans Meyers lebte zuletzt in Ratzeburg, wo er am 13. Januar 2013 im Alter von 100 Jahren verstarb. (Quelle: Wikipedia)
"Medaillons im Ratssaal"
Auch im Ratssaal des Rathauses ist Kunst zu entdecken. Man beachte die Medaillons unter der Decke über dem Eingang. Die Porträts der antiken Geistesgrößen Tacitus, Demosthenes, Homer und Sophokles erinnern daran, dass der heutige Ratssaal ursprünglich als Aula des einzigen Gymnasiums im Herzogtum Lauenburg diente. Die Medaillons schmückten den Raum allerdings nicht von Anfang an. Erst 1899, also zum 50-jährigen Bestehen des Gebäudes, wurden sie von Kunstmaler Otto Schmarje geschaffen.
Neben den heute noch vorhandenen Porträts blickten folgende Persönlichkeiten auf die versammelte Schulgemeinde herab: Paulus, Luther, Melanchthon, Lessing, Goethe, Schiller, Cicero, Horatius, Sokrates, Shakespeare, Molière und Alexander von Humboldt (Friedrich Lammert, Die Lauenburgische Gelehrtenschule von 1845-1929, in: Lauenburgische Heimat, Heft 4, Okt. 1929, S. 121-127). Der Jahresbericht der Lauenburgischen Gelehrtenschule 1899/1900 berichtet über die Einweihung der „würdig wiederhergestellten Aula“ am 13: September 1899: Wir erfahren einiges über die Wirkung des Raumes. Die Aula sei „im antiken Stil gehalten, der bis in die Einzelheiten feinsinnig durchgeführt ist. Der zarte grüne Ton der Wände zusammen mit der Elfenbeinfarbe der Holzteile bringen, und besonders abends unter dem Licht der hervorragend schönen Kronleuchter, einen sehr stimmungsvollen Eindruck hervor.“ – Der Bericht gibt der Hoffnung Ausdruck, dass „der schöne Raum, der durch einen Durchbruch zum Nebenzimmer beträchtlich vergrößert […] ist, noch vielen Schülergenerationen eine Stätte weihevoller Andacht werden [möge]“.
Wegen Feuchtigkeitsschäden mussten diese Porträts allerdings 1929 entfernt werden. Die heute noch erhaltenen Medaillons wurden von der Ratzeburger Künstlerin Ilse Harms-Lipski 1992 restauriert.
Otto Schmarje (1868–1920) war ein bekannter Altonaer Dekorationsmaler und Restaurator, bei dem Maler, wie Hermann Junker, Herbert Spangenberg, Alfred Mohrbutter und Gerrit Groteloh Malerlehre absolviert haben. Er war Mitglied des Altonaer Künstlervereins (AKV), auch Altonaer Künstler-Verein, der im Jahr 1909 gegründet worden war. Schmarje trat dem Verein im Jahr 1913 bei.
Ilse Harms-Lipski, geboren am 20. Januar 1927 in Osterode (Ostpreußen) war eine deutsche Malerin und Illustratorin. Sie studierte, nachdem sie ein Praktikum an der Werkkunstschule in Flensburg absolviert hatte, von 1948 bis 1952 an der Kasseler Kunstakademie (heute: Kunsthochschule Kassel). Sie besuchte dort die Klassen von Kai H. Nebel (Neue Sachlichkeit, Naturstudium) und Arnold Bode, der später der Initiator der Documenta wurde, sowie die Grafikklasse von Hans Leistikow und Kunstpädagogik bei Ernst Röttger.
Von 1952 bis 1960 arbeitete sie als Kunsterzieherin an Gymnasien in Flensburg, Rendsburg und Ratzeburg. Seit 1960 war sie freischaffend tätig und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen, unter anderem 1964 an der 12. Ausstellung der Malerinnen und Bildhauerinnen im Kieler Landeshaus, an den Jahresschauen Lübecker Künstler 1965, 1966, 1968 und 1972, sowie an Ausstellungen in Bonn und Paris. Harms-Lipski verstarb am 15. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
"Ausstellungen im Rathaus"
Neben dem eigenen Kunstschätzen sind im Ratzeburger Rathaus auch regelmäßig Kunstwerke von örtlichen oder regionalen Künstlerinnen und Künstler zu sehen. Aktuell sind dort großformatige Werke der ortsanssässigen Künstlerin Iris Schelchen zu entdecken. Iris Schelchen studierte an der Freien Kunstschule in Berlin. Weitere Seminare erfolgten in Spanien, Berlin und Sylt. Von 1995 bis 2010 hatte sie ihr Atelier in einer Künstlergemeinde von rund 40 Künstlern im Künstlerhof Frohnau in Berlin. Von 2013 bis 2017 arbeitete sie in einem großen Atelier in einer alten Werft, direkt an der Bille in Hamburg. Seit 2017 hat sie ein neues Atelier in Ratzeburg am Küchensee. Ihre Werke werden international gehandelt, über die ‚AHOY! Art Gallery‘ in Palma de Mallorca (www.iris-schelchen.de - www.ahoygallery.com).
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 2)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Bücher, die jeder besitzen kann"
Nun geht es hinaus, vor und hinter das Rathaus. Wir brauchen gar nicht weit zu laufen. Schon an der Stadtbücherei fällt unser Blick auf zwei monumentale Bücher. Sie liegen dort, wie vergessen. Sie schauen viel gelesen aus. Es sind zwei "Bücher, die jeder besitzen kann". Sie liegen seit 1994 vor dem Eingang der Stadtbücherei, aus Stein geschaffenen vom Bildhauer Roland Kahlke. Im Titel der Arbeit steckt ein Wortspiel, denn die beiden Bücher können weder ausgeliehen noch mitgenommen werden, sondern ausschließlich "be-sessen". Doch das wissen die meisten Menschen gar nicht. Sie erkennen die Bücher als Kunstwerk, aber nicht die Einladung, dort Platz zu nehmen und mit den Händen einmal die glatte Oberfläche der Einbände zu ertasten. Das Werk wurde zum Einzug der Stadtbücherei in die frühere Turnhalle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgestellt.
Der Künstler Roland Kahlke wurde 1945 geboren. Er ist seit 1972 Steinmetz- und Steinbildhauermeister, absolvierte 1973-78 ein Studium der Bildhauerei an der HFBK Braunschweig bei H. v. Pilgrim und E. Cimiotti und ist seit 1978 als freier Bildhauer tätig. Roland Kahlke war lange Zeit in Pogeez ansässig. Er lebte und arbeitete zuletzt in der Nähe von Freiburg und verstarb am 6. April 2019. Sein künstlerisch gestaltetes Grab liegt auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße. Er hat einige künstlerische Spuren in Ratzeburg hinterlassen.
"Junger Weidehengst"
Unser Weg führt uns weiter vom Rathaus in die alte Kurparkanlage 'Unter den Linden' gegenüber. Dort erwartet uns ein junger Weidehengst. Der "Junge Weidehengst", im Volksmund eher als das "Kreispferd" bekannt, Die Bronzeplastik von Bildhauer und Plastiker Karlheinz Goedtke misst 320 cm und wurde 1962 geschaffen (Werkverzeichnis KHG Nr. 82). Sie war ein Geschenk des Kreises Herzogtum Lauenburg an die Stadt Ratzeburg anlässlich der 900-Jahrfeier 1962. Eine Beschreibung des Kunstwerks spricht dem Weidehengst "spielerische Lebensfreude, ungezügelte Kraft und reine Eleganz“ zu.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt.
Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
"Die Inselstadt"
Wir gehen vom jungen Weidehengst durch den alten Kurpark, vorbei an den Überresten der Festungsanlage in Richtung der 'Ernst-Barlach-Schule'. Dort, im Foyer, ist ein versteckter und nur wenig beachteter Kunstschatz zu entdecken. Es ist ein großformatiges Betonrelief, das die Ratzeburger Insel zeigt.
Peter Thienhaus wurde 1911 in Berlin geboren und war ein deutscher Maler, Grafiker und Objektkünstler. 1929 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin und wurde Schüler von Emil Orlik bis 1932 und Walter Habdank. Von 1933 bis 1940 arbeitete er als Grafiker und Buchillustrator, seit 1959 war er freischaffend tätig. In Lübeck gibt es zahlreiche Beispiele seiner Arbeiten als Kunst am Bau, darunter Glasfenster im Museum für Natur und Umwelt Lübeck. Ein wichtiger Teil seines Werks sind Aquarelle, die auf Reisen nach Marokko und Griechenland entstanden, sowie seine Lübeck-Aquarelle. Peter Thienhaus verstarb 1984 in Lübeck. (Quelle: KUNST@SH)
Ein Kunstspaziergang durch Ratzeburg
Auf der Insel (Etappe 3)
Vereinfachter Text >>
In Ratzeburg lassen sich viele Kunstwerke im öffentlichen Raum entdecken. Sie sind teilweise sehr präsent, alltägliche Begleiter, die sehr vertraut zum Stadtbild gehören. Sie sind teilweise aber auch versteckt, wollen überraschen und gefunden werden. Viele von ihnen wurden von namhaften Künstlerinnen und Künstlern geschaffen. Zusammen mit Stadtarchiv Ratzeburg sollen in einer kleinen Reihe einige dieser Kunstwerke einmal gewürdigt und beschrieben werden. Damit verbunden ist der Wunsch, dass diese Kunstwerke ein bisschen mehr Wahrnehmung finden, interessierte und neugierige Blicke auf sich ziehen. Sie sind alle wert, betrachtet zu werden. "Lassen Sie sich mitnehmen, auf einen entdeckenden Kunstspaziergang durch Ratzeburg. Wir beginnen auf der Insel in mehreren Etappen", sagt Stadtarchivar Christian Lopau.
"Sich waschender Knabe"
Wir gehen von der 'Ernst-Barlach-Schule' über die Schulstraße in die Barlachstraße. Es geht bergan, linker Hand an einem unscheinbaren, funktional wirkendem Verwaltungsgebäude vorbei. Es ist das Kreisgesundheitsamt, in dessen Atrium allerdings eine Überraschung wartet. Dort ist der "Sich waschende Knabe" von Karlheinz Goedtke zu sehen (80 cm, 1965, Werkverzeichnis Nr. 116). Im Juni 1965 wurde das Kreisgesundheitsamt auf der Insel eingeweiht. Als "modernsten Neubau dieser Art" feierten die "Lübecker Nachrichten" den Bau, in dessen Innenhof die bronzene Brunnenfigur von Karlheinz Goedtke aufgestellt wurde. Kreisrat Erich Wendicke betonte, der Neubau erweise sich in der Schönheit seiner Architektur, aber auch in seiner wohldurchdachten, sinnvollen und zweckentsprechenden Konstruktion als so vorbildlich, dass er die ungeteilte Zustimmung des Kreistages finde.
"Kranich"
Vom Kreisgesundheitsamt bis zu nächsten Kunstwerk ist es nur ein Katzensprung. Es versteckt sich im linker Hand gelegenen Hof des gegenüberliegenden Kreisverwaltungsgebäude und ist doch nicht zu übersehen. Überlebensgroß ist der Kranich, der als Stiftung der Sparkassen im Hof des Kreisverwaltungsgebäudes in Ratzeburg aufgestellt wurde. Geschaffen wurde auch er 1981 von Karlheinz Goedtke (Werkverzeichnis 324), als Abschluss eines echten Großprojektes in Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hatte 10. Oktober 1980 sein neues Verwaltungsgebäude auf der Ratzeburger Insel eingeweiht.
Karlheinz Goedtkes (1915-1995) künstlerisches Schaffen hat die Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins nach dem Zweiten Weltkrieg mit geprägt. Kaum ein größerer Ort, an dem der aufmerksame Betrachter nicht eine Bronzeplastik des Künstlers im öffentlichen Raum finden kann. Das Werkverzeichnis weist weit über hundert große Bronzeplastiken in Schleswig-Holstein aus. Gerade hier im Lauenburgischen, wo Karlheinz Goedtke nach 1945 ein neues Zuhause fand, entdecken wir vielerorts seine Figuren, die einfach an den jeweiligen Ort zu passen scheinen.
Treffend beschreibt es ein Museumsführer: "Goedtkes Figuren erfüllen diese Orte, weil sie ihr Thema so einleuchtend gestalten, die Barriere des Unverständlichen vermeiden, sich durch leichte Aktion den Menschen zuwenden und damit auch den flüchtigen Betrachter ansprechen."
Auch in Ratzeburg ist Goedtke präsent. Die Bronzebüsten Bismarcks und Heinrichs des Löwen im Alten Kreishaus am Markt vermitteln anschaulich die besondere Geschichte dieses Ortes, das Lesepult im Dom mit den Symbolen der vier Evangelisten fügt sich in die Harmonie des Raumes ein und sein „Taschenmann“ vor dem Gebäude der Kreissparkasse am Markt oder das Pferd unter den Linden lassen sich aus dem Bild unserer Stadt gar nicht mehr wegdenken.
Karlheinz Goedtke stammte aus Kattowitz (Oberschlesien), wuchs in Breslau auf, studierte an der Werkkunstschule Stettin und kam nach Kriegsende in den Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er zunächst in Farchau und Mölln lebte. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens hat er in seinem Atelier in Alt-Mölln gearbeitet.
Goedtke hat immer wieder die menschliche Figur gestaltet, daneben aber auch Tierfiguren geschaffen, sei es einzeln oder in Gruppen. Sein bevorzugtes Material war die Bronze. Er hat vor allem mit dem Wachsausschmelzverfahren gearbeitet, das immer nur ein Exemplar hervorbringt. Gleich mit seinem ersten öffentlichen Auftrag hatte er einen durchschlagenden Erfolg. Sein 1950 eingeweihter Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz ist so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zahlreiche Aufträge zur Gestaltung öffentlicher Plätze und Gebäude folgten in den kommenden Jahrzehnten. Wir werden ihm in Ratzeburg immer wieder begegnen, ganz präsent, aber auch ganz überraschend.
Ernst-Barlach-Museum "Altes Vaterhaus"
Ganz in der Nähe, quasi gegenüber vom Kreisverwaltungsgebäude, findet sich ein weiterer Kunstschatz in Ratzeburg, das Ernst-Barlach-Museum “Altes Vaterhaus“. Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bekanntesten und bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ernst Barlachs Beziehung zu Ratzeburg ist eng und intensiv gewesen. Barlach hat einige Jahre seiner Kindheit und Jugend (1877-1884) in Ratzeburg verbracht. Das Haus neben der St. Petri-Kirche, in dem heute seine Werke zu sehen sind, hat er zeitlebens als sein "Vaterhaus" (Ernst-Barlach-Museum >>) betrachtet. Ratzeburg gehört zu den Lebensstationen, die den Künstler ganz besonders geprägt haben. Barlachs Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" (1928) gibt Zeugnis von dieser tiefen Verbundenheit mit Ratzeburg.
Auch deshalb bestimmte Barlach, der seit 1910 in Güstrow gelebt und gearbeitet hatte, am Ende seines Lebens, als sein Werk von den Nationalsozialisten als "entartet" verunglimpft wurde, dass er in der Grabstätte der Familie auf dem Friedhof an der Seedorfer Straße beigesetzt werden wollte. Am 28. Oktober 1938 wurde Barlach neben seinem Vater zur letzten Ruhe gebettet. Anonym beigesetzt wurde auf der Grabstätte auch die Urne Marga Böhmers (1887-1969), der Gefährtin Ernst Barlachs in seinem letzten Lebensjahrzehnt.
Auf Ernst Barlach trifft man auch nebenan, in der Stadtkirche St. Petri. Dort, im 'Raum der Stille', lädt die Bronzeplastik "Lehrender Christus" zum Innehalten und zur Andacht. Christus sitzt lächelnd im langen Gewand und hat beide Hände mit nach oben offenen Handflächen auf die Knie gelegt. Es ist eine einladende Geste, ihm zu folgen. Zugleich macht sie deutlich, dass er nicht nur geben will, sondern auch empfangen und zuhören. Die Figur wurde 1931 erschaffen.

