Großes Interesse an der Coronaumfrage des Ratzeburger Jugendbeirates
Die Umfrage des Ratzeburger Jugendbeirates unter dem Titel »Wie geht es Euch in dieser Coronazeit?« ist nicht nur bei Jugendlichen auf überraschend große Resonanz gestoßen. Über 9.400 Antworten von 231 Teilnehmer*innen wurden auf dem eingesetzten Umfragesystem gespeichert, von denen allerdings versionsbasiert nur 5.000 Antworten ausgewertet werden konnten. Die Ergebnisse wurden in der Zwischenzeit auch von den Akteuren der Ratzeburger Jugendarbeit diskutiert und führten sogar bei der Erziehungsberatungsstelle des Kreises Herzogtum Lauenburg zu einem Gesprächswunsch. Vor allem die Fragestellung zum Thema "Häusliche Gewalt" stand dabei im Fokus. "Die Befragung offenbarte, dass rund 25% der teilnehmenden Jugendlichen offensichtlich nicht wissen, an wen sie sich wenden müssen, wenn sie von häuslicher Gewalt betroffen sind oder jemanden kennen, der dies erleiden muss", sagte Stadtjugendpfleger Peter Linnenkohl. "Auch wenn dieses Ergebnis nicht repräsentativ ermittelt wurde, gibt es doch Anlass, zu hinterfragen, ob Jugendliche wirklich wissen, wo sie im Notfall Hilfe bekommen und wie wir sie dabei sinnvoll unterstützen können", so Linnenkohl. Entsprechend wurde eine ansprechend gestaltete Plakatkampagne aus Niedersachsen aufgegriffen, die Kinder und Jugendliche für das Thema sensibilisiert und ihnen hilfreiche Kontaktstellen und Ansprechpartner*innen vermittelt. Diese Plakate sollen zukünftig in jeder Jugend- und Freizeiteinrichtung wie in allen Schulen ausgehängt werden.
Das Gesprächsinteresse der Erziehungsberatungsstelle war hingegen weiterführend. Zusammen mit Vivian Ndubuisi, Neda Rahmani und Paul Tessmer vom Jugendbeirat diskutierten Matthias Heinsohn-Krug, Leiter der Erziehungsberatungsstelle, und seine Kollegin Claudia Apel, wie Jugendliche deren Beratungsangeboten wahrnehmen würden. Dabei wurde deutlich, dass viele Jugendliche nur wenig von der Aufgabenstellung, der Arbeitsweise und den Hilfsstellungen dieser Einrichtung wissen. Auch ihre Bezeichnung wirke eher abschreckend, wie Vivian Ndubuisi ausführte: "Ich würde nicht auf die Idee kommen, mich mit familiären Problemen an die Erziehungsberatungsstelle zu wenden. Ich würde immer denken, dass man mich dort erziehen und nicht beraten will", beschrieb sie ihren ersten Eindruck. Auch die Überlegung, die Erziehungsberatungsstelle in Familienberatungsstelle umzubenennen, überzeugte die Jugendbeirätler*innen nicht wirklich. "Dann würde ich vermuten, dass wir dort immer nur als ganze Familie beraten werden und nicht einzeln, wenn ich beispielsweise einmal gerade ohne meine Eltern ein Gespräch brauche", sagte Neda Rahmani. Ihr Gegenvorschlag war, im Titel die Zielgruppe genauer zu beschreiben, also "Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder". Auch der Zugang zur Beratungsstelle wurde aus Sicht der Jugendlichen als Problem gewertet. So gäbe es keine Möglichkeiten, über digitale Medien Kontakt aufzunehmen. Dies sei aber die wesentliche Kommunikationswelt von Jugendlichen, sagte Paul Tessmer vom Jugendbeirat.
Die Anregungen zur Verbesserung der Zugangswege für Kinder und Jugendliche in die Erziehungsberatungsstelle wurden von Frau Apel und Herrn Heinsohn-Krug dankend aufgenommen. Betont wurde auch, dass die Ratzeburger Einrichtung bereits jetzt ratsuchenden Kindern und Jugendlichen offen steht (Kontaktaufnahme: Tel. 04541 888 371).
In der Diskussion wurde auch das Thema häusliche Gewalt aufgegriffen. So bot Claudia Apel an, zusammen mit dem Jugendbeirat in einem Workshop die Formen von häuslicher Gewalt zu beleuchten und die Möglichkeiten von Hilfestellung und Schutzmaßnahmen zu erörtern. Die Jugendbeirätler*innen zeigten sich dafür sehr offen, gerade auch in ihrer Rolle als Multiplikator*innen, und stimmten generell einer Fortsetzung des offenen Gedankenaustauschs mit dem Team der Erziehungsberatungsstelle zu.