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30.11.2022

'Orange Days' in Ratzeburg - Gewalt gegen Frauen geht uns alle an! 

Mit einer Infoaktion sind am vergangenen Freitag die 'Orange Day' in Ratzeburg gestartet worden. Die Soroptimisten Ratzeburg haben Bürgerinnen und Bürger vor dem Ratzeburger Rathaus aufgerufen, bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, etwas Orangfarbenes zu tragen, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, unter ihnen auch Bürgermeister Eckhard Graf, schlossen sich diesem Aufruf an und zeigten sich geschlossen beim Auftakt der Infoaktion. Auch die Fahnenmasten vor dem Rathaus waren in orange beflaggt. 

,,Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Natürlich liegt mir als betroffene Frau und Mutter einer Tochter und Oma zweier Enkelinnen dieses Thema am Herzen. Als Soroptimistin und Leiterin der Stadtbücherei kann ich auch außerhalb meiner Familie aktiv werden und zur Aufklärung darüber beitragen, wie viel Gewalt es gegen Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft gibt. Eine Gesellschaft, in der Frauen nicht wertgeschätzt und gut behandelt werden, ist keine ,,gesunde“ Gesellschaft. Aber ich möchte auch zeigen, dass wir Möglichkeiten haben und handeln können, diese geschlechtsspezifische Gewalt einzudämmen und zu stoppen", sagt Dajana Stolz.

Die "Orange Days" fußen auf einer Initiative der Vereinten Nationen. Unter dem Motto "Gewalt gegen Frauen geht uns alle an!" wird seit 2008 jährlich die Kampagne "Orange the World" gestartet und in diesem Jahr wie folgt begründet: "Geschlechtsspezifische Gewalt fängt bei Alltagssexismus an und endet mit Femiziden. Diese Gewalt ist allgegenwärtig und fest in unseren patriarchalen Strukturen verankert. In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als 12 Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin."

Auch die Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus haben diese erschreckend hohe Zahlen in einer aktuellen Pressekonferenz bestätigt. Während die Anzahl der Opfer von Gewalt in Partnerschaften von 2020 auf 2021 um drei Prozent gesunken ist, stieg sie in den vergangenen fünf Jahren insgesamt um 3,4 Prozent, von 138.893 in 2017 auf 143.604 im vergangenen Jahr. Ganz überwiegend trifft diese Gewalt Frauen, während die Täter meist Männer sind: 2021 waren 80,3 Prozent der Opfer weiblich, 78,8 Prozent der Tatverdächtigen waren männlich. Das zeigt die 'Kriminalistische Auswertung Partnerschaftsgewalt 2021': 

Kernaussagen zur Partnerschaftsgewalt 2021: (in Klammern die Angaben für 2020)

  • 143.016 Fälle von Gewalt in Partnerschaften (146.655)
  • 143.604 Opfer (148.031), davon 80,3 % weiblich (115.342), 19,7 % männlich (28.262)

Art der Delikte:

  • 59,6 % vorsätzliche einfache Körperverletzung
  • 24,2 % Bedrohung, Stalking, Nötigung
  • 12,2 % gefährliche Körperverletzung
  • 2,5 % Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe
  • 0,3 % Mord und Totschlag
  • 1,3 % andere Delikte

Die Polizeiliche Kriminalstatistik registriert die Straftaten nicht nach der Tatzeit, sondern zum Zeitpunkt der Abgabe an die Staatsanwaltschaft. 

"Wir dürfen Gewalt gegen Frauen niemals akzeptieren. Sondern wir müssen ihr entschlossen entgegentreten! Für uns als offenes und demokratisches Land ist die Gleichstellung von Männern und Frauen ein unabdingbarer Teil unseres gesellschaftlichen Wertefundamentes. Wir müssen Gewalt gegen Frauen noch klarer als solche benennen und noch besser erfassen, um sie wirksam bekämpfen zu können. Es darf keinerlei Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen geben. Wenn Männer Frauen töten, weil sie Frauen sind, dann ist es angemessen und auch notwendig, von „Femizid“ zu sprechen. Männer, die Gewalt gegen Frauen ausüben, egal ob psychische oder physische, sind Straftäter. Straftäter, die wir mit aller Härte verfolgen. Denn was sie tun, ist abscheulich und steht unseren gesellschaftlichen Grundwerten fundamental entgegen", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

"Jede Stunde erleiden durchschnittlich 13 Frauen Gewalt in der Partnerschaft. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau zu töten. Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch ihren derzeitigen oder vorherigen Partner. Das ist die Realität. Realität ist auch, dass viele Gewaltopfer Angst haben, sich Hilfe zu holen. Deshalb brauchen wir ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot, in der Stadt genauso wie auf dem Land. Ich kämpfe dafür, die Lücken im Netz der Frauenhäuser und Beratungsstellen zu schließen. Wir werden eine einheitliche Rechtsgrundlage schaffen, um die Hilfeeinrichtungen verlässlich finanziell absichern zu können. Damit Frauen in Zukunft überall in Deutschland einen sicheren Zufluchtsort und kompetente Beratung und Hilfe finden", sagte Bundesfrauenministerin Lisa Paus.

Die 'Kriminalistische Auswertung Partnerschaftsgewalt 2021' des Bundeskriminalamtes finden Sie hier: https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebilder/Partnerschaftsgewalt/partnerschaftsgewalt_node.html 

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bietet Frauen unter der Nummer 08000 116 016 rund um die Uhr kostenlose und anonyme Beratung in 18 Sprachen an. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de  


Quelle: Stadt Ratzeburg