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30.11.2021

Landesweites "Bildungsnetzwerk Antisemitismus" lud zu ersten regionalen Fachtag in Ratzeburg

Mit einem ersten regionalen Fachtag unter den Titel "Unterrichtsthema heute: Antisemitismus!" hat der Verein Miteinander leben e.V. vergangene Woche im Ratssaal des Ratzeburger Rathauses bei rund 25 Lehrkräften aus dem Raum Lauenburg-Stormarn-Lübeck für ihre aktive Mitwirkung im neugegründeten "Bildungsnetzwerk Antisemitismus" geworben. Das vom Bildungs- und Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein geförderte Projekt "ZUGÄNGE ERWEITERN" hat sich zum Ziel gesetzt, landesweit Multiplikator*innen in Grundschulen und weiterführenden Schulen für die Durchführung von praktischen Unterrichtsangeboten zu den Themen "Antisemitismus" und "Jüdisches Leben in Schleswig-Holstein" zu gewinnen und auszubilden. Es fußt auf den Erfahrungen der Unterrichtsprojekte "Leben mit dem gelben Stern" und "ZUGÄNGE SCHAFFEN", die seit 2002 von Gabriele Hannemann im südöstlichen Schleswig-Holstein durchgeführt wurden und in dieser Weise einmalig in Schleswig-Holstein waren. "Wir wollen basierend auf unseren eigenen Unterrichtserfahrungen zur Vermittlung von Judentum, der Shoa und Antisemitismus als Gegenwartsphänomen unser Wissen und unsere Methodik zur Verfügung stellen", sagt Projektleiterin Gabriele Hannemann. Dies soll vor allem über gemeinsam organisierte Fortbildungsangebote, aber auch wiederkehrende Fachtage geschehen, die insbesondere Lehrkräfte mit Vorinteresse an diesen Themen ansprechen und zur Teilnahme motivieren sollen. "Es ist unser Ziel, in möglichst vielen Schulen im Land Lehrkräfte als Multiplikator*innen zu finden, die vor Ort mit erprobten Methoden und dem kollegialen Fachwissen eines langjährigen und wissenschaftlich bewährten Projektes, zu diesen Themen arbeiten wollen", ergänzte Projektassistentin Wencke Stegemann, die für das Bildungsnetzwerk als Ansprechpartnerin direkt in den Schulen wirbt.


Der jährliche Fachtag soll dabei als Fenster der Möglichkeiten dienen und wurde diesem Anspruch in Ratzeburg nach Rückmeldungen der Teilnehmer*innen auch absolut gerecht. Über vier Stunden konnten sie sich in Gesprächen und Vorträgen über praktische Unterrichtsbeispiele informieren und Motivation für die Beschäftigung mit diesen Themen finden. Hier sorgte insbesondere der vom Verein Yad Ruth e.V. ermöglichte Austausch mit der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesì und ihrer Tochter Anita Schwarz für eindringliche Inspiration, ebenso wie der Vortrag einer Schüler*innengruppe des Katharineums in Lübeck, die als Gedenktag-AG im Rahmen eines selbst entwickelten  Curriculums für alle Jahrgangsstufen die alljährliche Ausgestaltung des "Holocaust-Gedenktages" an ihrer Schule organisieren. Vorträge von Dr. Constanze Jaiser, Projektleiterin von „zeitlupe. Stadt.Geschichte&Erinnerung“ bei der RAA Mecklenburg-Vorpommern e.V., die über ihre postiven Erfahrungen und die Organisation regionalgeschichtlicher Spurensuche mit Jugendliche berichtete, und von Rebecca Vaneeva, Regionalkoordination des Begegnungsprojektes "Meet a Jew", die sehr praktisch den offenen Verlauf eines Begegnungsdialoges in Schulen demonstrieren konnte, komplettierten das vielfältige Programm des Fachtages.


"Der Verlauf unseres ersten regionalen Fachtages war sehr ermutigend. Wir treffen auf viel Interesse mit unserem Anliegen, ein Bildungsnetzwerk von Multiplikator*innen in den Schulen zu schaffen", sagte Projektverantwortlicher Mark Sauer vom Verein Miteinander leben e.V., dankbar für die Unterstützung der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Ratzeburg und des Amtes Lauenburgische Seen bei der Durchführung in Ratzeburg. Im kommenden Jahr wird sich die Arbeit des Projektes "ZUGÄNGE ERWEITERN" schwerpunktmäßig in die Kreise Steinburg, Segeberg, Ostholstein und Plön verlagern, um so schrittweise das Netzwerk über das Land wachsen zu lassen. Eine begleitende Wanderausstellung unter dem Titel "In meiner Nähe" soll dabei türöffnend unterstützen und ganz praktisch zur Beschäftigung mit Antisemitismus und jüdischen Leben einladen.

Das Projekt „ZUGÄNGE ERWEITERN – Bildungsnetzwerk Antisemitismus“ wird gefördert vom Landesdemokratiezentrum Schleswig-Holstein beim Landespräventionsrat Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein und vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein.